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"THE HOLE IN THE WALL" 2011

Wolfgang Hainke

Sandstein, Innendurchmesser: 0,25 m, Außendurchmesser: 0,30 m, Tiefe ca. 0,40 m, Maße des Schachtes: Länge 1,27 m, Breite 0,40 m

Die Arbeit von Wolfgang Hainke befindet sich in einer Nische zwischen dem Alt- und Neubau der Kunsthalle. "The Hole in the Wall" führt vom ersten Stock der Kunsthalle in die Tiefe und ist zwischen dem Neubau aus Beton und dem Altbau der ehemaligen Außenfassade der Kunsthalle aus Sandstein – jetzt sichtbare Innenwand - angeordnet. Wenn der Besucher mit Blickrichtung zum "Hole in the Wall" steht, hat er die ehemalige Sandsteinfassade des Gebäudes im Rücken. Die Fassung der Wandöffnung besteht aus einer Sandsteinröhre, die aus einem Steinblock der alten Kunsthalle gesägt wurde. Die Öffnung ist leicht nach unten führend und schräg in die Wand gesetzt. Die Sandsteinröhre schließt bündig mit der verputzten weiß gestrichenen Wand ab. Der Sandstein ist unbehandelt, wie die gegenüberliegende alte Sandsteinfassade. Für den Betrachter bleibt der Hohlraum unzugänglich. Er verrät seine Existenz nur durch eine eigenartige ovale Öffnung in der Wand.

Die Aufgabe des Hohlraums ist, als Speicher von Dokumenten und Gegenständen zu funktionieren, die die Besucher hier deponieren können. Dieses "schwarze Loch" ist allerdings so hoch angeordnet, dass man nicht hinein schauen kann. Der Besucher muss sich dabei auf Zehenspitzen stellen, um sich seiner Gaben zu entledigen. Der Hohlraum ist das Archiv, das Gegenstände und Dokumente für immer schluckt und nichts wieder freigibt. Die Gegenstände werden so paradoxerweise sicher verwahrt. Die unterschiedlichen Aspekte unseres alltäglichen Lebens werden für immer zum unsichtbaren Teil der Sammlung der Bremer Kunsthalle.

Der Künstler Wolfgang Hainke ließ sich für diese Arbeit von "Geniza" (hebräisch: wörtlich genommen speichern) inspirieren. Das Wort "Geniza" kommt aus dem Persischen und bedeutet Schatzkammer, verstecken, verbergen, den Blicken entziehen. "Genizah" war ein Ort zum Aufbewahren von Büchern oder rituellen Objekten, die keinen Nutzen mehr hatten. Ursprünglich war es ein den Synagogen angegliederter und sehr geschützter Raum mit Objekten und Büchern, die den Namen GOTT enthielten und nach jüdischem Recht nicht zerstört werden durften. Berühmt ist der "Cairo Genizah", eine Sammlung von ca. 280.000 jüdischen Manuskripten und Fragmenten, die in einem Archivraum der Ben Ezra Synagoge in Fustat, jetzt Alt Kairo, Ägypten, gelagert waren. Die Sammlung ermöglichte Wissenschaftlern einen eindrucksvollen Einblick und wichtige Informationen über den umfassenden Lebensalltag der jüdischen Gemeinde vieler Jahrhunderte.

So wird die versteckte "apokryphe Sammlung nicht mehr verwendbarer Dinge" im dunklen Speicher der Kunsthalle eines Tages Informationen über unseren Lebensalltag preisgeben.

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